klybeckplus – Ein Stadtquartier entsteht
01.05.2019
Areal, Archiv

Humbug – toll gestartet, gut durchmischt und voller Ideen

«Rauschende Feste mit den unterschiedlichsten Menschen und friedliche Abende, einfach so» – mit diesem Versprechen (www.humbug.club) beginnt sich Humbug im Zwischennutzungsareal von BASF an der Klybeckstrasse zu etablieren. Seit Ende März ist der Kulturbetrieb offen für Menschen, die sich auch gerne mal überraschen lassen. Gian Luca Hofmann und Markus Wolff, zwei der vier Mitglieder der Projektleitung, geben Ein- und Ausblicke zu ihrem Projekt.

Herr Hofmann, Herr Wolff, wie ist Humbug eigentlich zu seinem Namen gekommen?

Gian LucaHofmann: Die Namensfindung gehörte zu den schwierigeren Aufgaben bei der Entwicklung des Projekts. Wir hatten viele Vorschläge. Zum Schluss wies alles auf Humbug hin.

Markus Wolff: Das ist auch ein Statement gegen den «Bierernst». Es muss nicht immer alles so wahnsinnig ernsthaft daherkommen.
 

Nach Jugendkultur scheint der Name aber auch nicht zu klingen...

Wolff: Jedenfalls nicht, dass ich wüsste (lacht). Das ist eher ein altbackener Begriff. Aber ein guter Name!

© Humbug
© Humbug

Und ein Hinweis, dass Sie ein Programm für alle Altersklassen machen wollen?

Wolff: Absolut, ja. Es ist uns ein Anliegen, unterschiedliches Publikum anzusprechen. Wir arbeiten mit jungen Leuten zusammen, aber auch mit alten. Aktuell sind wir zum Beispiel inKontakt mit einem Projekt, bei dem es um Musiker geht, die zum Teil bereits Mitte achtzig sind.

Wie haben Sie sich im Areal und in Ihrem Umfeld eingelebt, wie wirkt der Ort auf Sie?

Wolff: Gut.

Hofmann: Heimelig (lacht).

Wolff: Der Start war toll. Ende März hatten wir Eröffnung. Das durchmischteProgramm ist irrsinnig gut aufgenommen worden – es war «rammelvoll»an beiden Abenden. Das Programm der ersten Wochen zeigt, was wir anbieten wollen: Theater, experimentellere Sachen und verschiedene Musikstile für unterschiedlicheInteressen und Altersgruppen.
 

Suchen Sie nach Programmteilen oder kommen diese zu Ihnen?

Hofmann: Beides. Im Moment erhalten wir extrem viele Anfragen. Wir wollen das aber nicht einfach abarbeiten, sondern unsere eigenen Ideen verfolgen.

Wolff: Wir mögen es zu überraschen. Es macht Spass, direkt hintereinander zwei komplett unterschiedliche Konzerte zu machen. Im Idealfall mischt sich das Publikum. Man lässt sich auf etwas ein, das man nicht kannte, und schaut, was passiert.

Wir mögen es zu überraschen.

Also verbringt man einen Abend im Humbug, statt ein einzelnes Konzert zu besuchen?

Wolff: Das ist jedenfalls unser Wunsch! Wir fänden es toll, wenn man hierher kommt und eine kleine Entdeckungsreise macht. Ein Abend könnte auch darauf angelegt sein, dass sich Bands, die noch nie zusammen gespielt haben, musikalisch zusammentun.
 

Was ist speziell an dieser Location?

Hofmann: Der Raum ist perfekt für uns: seine mittlere Grösse für 299 Leute, seine schöne Höhe und seine Lage. Und vor allem ist dies kein Keller, ganz im Unterschied zu anderen Orten.

Wolff: Speziell ist auch der Aussenraum, den wir bespielen können. Wir sind zu diesem Ort gekommen, das Team hat sich allmählich gefunden und unser Programm entwickelt sich. Humbug soll ein sozialer Ort sein. Es geht nicht nur um die Acts, die laufen.
 

Was haben Sie unternehmen müssen, um den Ort bespielbar zu machen?

Hofmann: Vieles – zu einem grossen Teil Akustikmassnahmen, damit der Sound gut ist und die Nachbarn nicht gestört werden.

Wolff: Wir mussten dafür eine Baueingabe machen. Die damit verbundenen Auflagen betrafen im Wesentlichen die Lärmdämmung, den Brandschutz und die Brandsicherheit. Alles Voraussetungen für die Erteilung der Betriebsbewilligung.
 

Wie ist es um die Finanzierung bestellt?

Wolff: Die grössten Beträge stammen von Swisslos, von der Christoph Merian Stiftung und der Gönner Stiftung, womit wir die Infrastruktur und die baulichen Massnahmen finanziert haben. Löhne hingegen konnten wir keine zahlen. Wir sind ziemlich viel Risiko eingegangen, aus Leidenschaft und Enthusiasmus aller Beteiligten. Gewisse Projekte würden niemals entstehen, wenn jederzei talles abgesichert sein soll.
 

Ist der Betrieb selbsttragend?

Wolff: Das peilen wir an. Über die Tickets und den Barbetrieb wollen wir den kulturellen Teil, die Löhne und die anderen Fixkosten bezahlen können. Es ist eine extrem sportliche Rechnung, weshalb wir sehr daran interessiert sind, weitere Gelder aufzutreiben.

Hofmann: Wie bei den meisten Kulturbetrieben – sie stehen auf wackligen Beinen und sind auf Hilfeangewiesen.
 

Ihre Programme laufen abends. Wie passt es zusammen, dass Sie auch Mittagessen anbieten?

Hofmann: Das soll ein Teil von Humbug werden. Im Moment läuft eine Versuchsphase. Wir probieren aus, was sich wie rechnet und ob wir auch Tagesprogramme realisieren können.

Wolff: Charlotte Wirthlin, die Wirtin des Platanenhofs, ist Mitglied unseres Projektteams. Alles gastromässige läuft über sie, denn eine eigene Küche könnten wir nicht betreiben. Wenn man einen Alltagsort kreieren will, gehört das Essen mit dazu. Die Leute sollen hierher kommen und sich im Hof aufhalten können, etwas essen und trinken, auch wenn drinnen eine Veranstaltung läuft. Die verschiedenen Nutzungen können sich verschränken.

Ist also mit weiteren Überraschungen seitens Humbug zu rechnen?

Wolff: Auf jeden Fall. Genau genommen mit Überraschungen für die anderen und für uns selber auch(lacht). Merci für das Gespräch! Mehr Informationen sind auf www.humbug.club sowie via humbug.club auf Instagram und Facebook zu finden.

Humbug soll ein sozialer Ort sein. Es geht nicht nur um die Acts, die laufen.